»Ich tippe die Nachricht ein und drücke auf senden. Ich warte auf den erste Haken, dann auf den Zweiten, dann lege ich das Handy weg. Wenige Sekunden später ertappe ich mich dabei, wie ich es wieder entsperre, Whatsapp öffne und nachsehe, ob meine Nachricht schon gelesen wurde. Fünf Minuten später erneut. Diese Prozedur wiederhole ich, über den Tag verteilt gefühlt tausende Male und werde von Stunde zu Stunde nervöser, weil sich die Haken nicht blau färben… Abends gehe ich dann zu Bett, bin ermüdet vom ständigen unter Strom stehen und fühle mich eher wie einer dieser Social-Media-Zombies, nicht wie ein Mensch.«
Der kontinuierliche Griff zum Handy
Es sind die Momente, bei denen wir schon fast von Routine sprechen. Das Handy liegt neben der Tastatur, neben dem Bett, auf der Küchenzeile oder im Bad. Kurios: wir nehmen es sogar mit auf die Toilette und erachten das als normal. Ein kurzer Handgriff, ein leichter Druck auf den Menüknopf und schon leuchtet der Bildschirm. Der Griff zum Smartphone – wer hat geschrieben? Und was löst es in uns aus, wenn wir mal nicht erreichbar sind? Warum schauen wir bis zu 80 Mal am Tag aufs Handy? »Habe ich etwas verpasst? Bin ich nicht mehr up to date?« Wir haben das Gefühl, nicht mehr mitreden zu können, wenn wir nicht alle fünf Minuten Facebook, Twitter, Instagram und Co. aktualisieren. Bullshit!
Jedem fällt auf, dass die Gesellschaft nur noch am Smartphone klebt. Wir sitzen in der Bahn oder an der Bar und das nie alleine – die zwischenmenschlie Kommunikation geht jedoch gen Null. Wenn wir uns mit Freunden treffen, empfinden wir es als „völlig normal“ unser Handy auf den Tisch zu legen, selbst hier aktualisieren wir minütlich. Überall wimmelt es nur noch von Social-Media-Zombies mit Stöpseln im Ohr oder starrem Blick auf den Bildschirm. Jeder macht mit, jedem fällt es auf, jeder schimpft darüber aber keiner tut aktiv etwas dagegen.
Aktion – Interpretation – Reaktion
Wir machen uns über jeden Satz Gedanken. Wir zerbrechen uns den Kopf darüber, wie wir ihn am besten formulieren und wie er beim Empfänger ankommen wird. Wenn wir Texte erhalten, spielt uns unsere Fantasie oftmals einen Streich. Wir lesen Dinge zwischen den Zeilen, obwohl es dort nichts zu lesen gibt. Ausrufezeichen wirken plötzlich fordernd. Ein Frage- und ein darauffolgendes Ausrufezeichen wirken angriffslustig und aggressiv. Kein Emoji, ein Ausdruck von Kälte und Desinteresse. Kleinigkeiten wie der „Zuletzt online“-Status oder die blauen Haken können einen ganzen Tag ruinieren.
„Wir probieren alle mal ab und zu alte Kleider an und sind vielleicht überrascht, wenn sie noch passen. Aber das bedeutet nicht, dass wir sie auch wieder anziehen.“
Ich meine das eher symbolisch. Wir treffen, gerade durch Social-Media immer wieder auf Leute, mit denen wir früher mehr Berührungspunkte hatten. Heute, durch Facebook, sind sie zwar immer noch connected, aber eigentlich sollten wir uns anderen Dingen widmen, da wir uns für sie zu sehr verbiegen, weil wir den Drang versprüren, es allen recht zu machen. Durch Social-Media wurde alles so schnelllebig. Ausreden sind schneller getippt, als sie gesagt werden. Lügen lassen sich leichter vertuschen, denn man sieht keine Wimper zucken. Freundschaften werden durch einen Mausklick schneller beendet, etwas vermeintlich besseres schneller gefunden.
IHR, die Social-Media-Zombies – ich will keiner von euch sein!
… weil es mir nicht gut tut. Weil ich mich dadurch verspannt und nicht mehr echt fühle. Ich liebe Instagram, das Scrollen durch den Feed und die Stories meiner Freunde und Lieblingsblogger. Ich teile so gerne auf meinem Account Bilder und Videos mit euch, aber ich brauche auch mal eine Pause. Wenn wir früher in Österreich in den Bergen zum Skifahren oder Wandern waren, hatte ich mein Handy höchstens zum Fotografieren dabei. Dort gab es kein Netz, geschweige denn WLAN. Dieses Gefühl war so befreiend und manchmal vermisse ich es. Heutzutage ist das Handy nicht mehr nur ein Telefon. Es ist der Allrounder: Kamera, Kalender, Notizblock und Lexikon. Mit dem Handy bezahlen? Kein Problem. Ich bin da lieber Oldschool. Ich trage noch eine DSLR-Kamera mit mir herum, habe einen Kalender aus echtem Papier in dem man blättern kann und auch der Gefahr, dass der Stift in der Tasche ausläuft, setzte ich mich gerne aus. Daher nehme mir raus, die Mobilen Daten mal für ein paar Stunden oder Tage abzustellen. Nicht mehr für jeden erreichbar zu sein – wer mich erreichen will, weiß, wo er mich findet.
Fotos via Unsplash
SOOOO ein guter beitrag! der kommt in meine Monatsfavoriten! Danke :*
Liebe Grüße, Feli von http://www.felinipralini.de
Autor
Danke Feli, freut mich, dass er dir so gut gefallen hat ♥
WORD! Nothing left to say…
Super Beitrag!
Danke für den Denkanstoß 🙂
LG Julia
Autor
Gern geschehen 😉 danke auch für dein Feedback!