column: laut gedacht – Vertrauen ist gut, Kontrolle für Besserwisser

Wenn es etwas in meinem Leben gibt, etwas, das einmalig ist, dann ist es mein Vertrauen. Missbraucht man es einmal, kommt es nie wieder zurück. Ich versuche es zwar, aber es wird nie wieder so sein wie vorher, ich werde immer misstrauisch sein. Ich spreche von der Gegenwart, der Zukunft. In der Vergangenheit verteilte ich Chancen wie warme Brötchen. Nicht nur eine zweite Chance, nein, auch eine Dritte, Vierte, Fünfte… So oft musste ich auf die Nase fallen aber meine Naivität reichte weiterhin ins Unermessliche. „Menschen ändern sich doch“ lautete meine Devise. Wer sich jedoch veränderte waren nicht die Menschen um mich herum, sondern ich.

Dass mein Freund zu Beginn unserer Beziehung zwei,- oder gar drei-gleisig fuhr, erfuhr ich relativ schnell. Von einer „Mitstreiterin“, die seine Ex-Freundin war. Ebenso, wie die andere. Ich entschuldigte dieses Fehlverhalten mit Unsicherheit und Selbstzweifel, wogegen ich mir heute lieber die Zunge abschneiden würde, als so etwas zu entschuldigen. Dennoch gab ich dieser Beziehung eine Chance. Ein Jahr später erfuhr ich von meinem besten Freund, was mein Freund hinter meinem Rücken so meiner Freundin schrieb, aber er hatte keine Beweise dafür. Ich konfrontierte ihn damit, er stritt alles ab und bezichtigte meinen besten Freund so zu handeln, weil er uns auseinander bringen wolle, weil er selbst in mich verliebt sei. Ich ließ mir so ins Gewissen reden, dass ich mit meinem besten Freund brach, weil ich ihm kein Wort mehr glaubte. Am nächsten Abend stand mein Freund mit einem Strauß Rosen vor meiner Tür und flehte mich an ihm zu verzeihen und ihm nochmals eine Chance zu geben. Ich tat es. Ein Jahr später erfuhr ich von einem anderen Mädchen aus der Nachbarschaft. Ich tobte jedes Mal förmlich, doch dieses Mal war ich ganz ruhig, still und erst da merkte ich, wie gefährlich es wurde, wenn ich nicht schrie. Dass es fünf vor zwölf war. Dann zog ich mit ihm zusammen und meine Freunde und Familie schüttelten darüber nur den Kopf. Wir wohnten keine vier Wochen zusammen, als mich und meine Mutter dieses Gefühl überkam. Es war das erste Mal, dass ich mir sein Handy griff und gezielt darin nach etwas Bestimmten suchte. Ich weiß, dass man so etwas nicht macht und ich werde es auch nie wieder tun. Aber nennen wir es weibliche Intuition, denn was ich da las, war zutiefst verstörend und es brach mir das Herz. Ab diesem Moment war für eine bestimmte Zeit jedes Wort und jede Berührung zu viel. Wir schliefen nicht mehr in einem Bett, ich aß kaum mehr. Aber auch das verzieh ich ihm irgendwann. Doch es reihten sich Geschichten an Geschichten. Jedes Mal erfuhr ich es, weil mein Gefühl und sein Verhalten einher gingen und ich es durch Fangfragen oder „Spionage“ herausfand. Aber jedes Mal verzieh ich ihm auch das. Bis er nach knapp vier Jahren die Beziehung beendete und heute bin ich ihm dankbar dafür, denn ich hätte es vermutlich nie geschafft ihn zu verlassen.

Was ich meinem besten Freund damals antat, indem ich mit ihm brach, habe ich mir bis heute nicht verziehen. Er war einer der Wenigen, der von Beginn an den Mumm in den Knochen hatte, mir zu sagen, dass mein Freund der falsche Mann für mich sei, aber ich war blind vor Liebe. Wenn wir uns heute sehen, schlägt mein Herz immer einen Takt schneller als normal. Er hat mir bis heute nicht verziehen und er gab mir auch zu verstehen, dass es zwischen uns niemals mehr so sein würde wie früher. Ein „Hey“, ein „Wie geht’s dir? Was gibt’s Neues?“, Smalltalk und ein „Tschüss“. Mehr findet zwischen uns nicht mehr statt. Jedes Vorhaben, sich mal auf einen Kaffee zu treffen, verläuft im Sand.
Das alles ist nun schon ein paar Jahre her und ich bereue diese Beziehung noch immer nicht, denn ich wäre heute schlichtweg nicht die, die ich bin. Natürlich haben andere davon Schaden genommen, denn ich fing an auszusortieren. Ich habe einige Freunde dadurch verloren, ihnen damit vor den Kopf gestoßen, aber ich habe sie bisher nie vermisst. Das klingt hart, ja. Aber ich habe durch diese Zeit gelernt, dass es weniger schmerzhaft ist, Freunde mit Bedacht zu wählen. Dass es sinnvoll ist, eine zweite Chance zu geben, denn Fehler machen ist menschlich, aber keine Dritte, Vierte, Fünfte. Ich bin um eine Erfahrung reicher und ich bin daran gewachsen!

*

Da es in der Vergangenheit nun schon vorkam, dass sich jemand durch meine Kolumnen persönlich angesprochen oder gar in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt fühlte, möchte ich hier noch eine Sache mit direkter Ansprache klar stellen: Personen werden in meinen Kolumnen nie namentlich erwähnt, außer, ich habe deren Zustimmung. Wenn du dich also durch meinen Text persönlich angesprochen fühlst oder gar weißt, dass es hier um „dich“ geht, dann sollte das für dich ein Zeichen dessen sein, dass du mir im Gedächtnis geblieben bist. Dass meine Gefühle angetastet wurden – positiv oder negativ, dass sei mal dahingestellt – und dass ich das, was passiert ist, verarbeite.

2 Kommentare

  1. marey
    13. März 2017 / 17:01

    hey, ich bin schon seit einigen jahren „heimlich stille“ leserin deines blogs…habe vor paar jahren mal aus langeweile mit ner freundin auf lovoo weng rumgeguckt und hab halt gesehen, dass dein ex ihr geschrieben hat(kannte ihn nur vom sehen, weil er auf meine nachbarschule gegangen ist) hab mich dann kurz gewundert, weil ich mich noch dran erinnern konnte, dass ich einige tage zuvor nen blogpost von dir gelesen hab, in dem du irgendwelche pärchendinge gepostet hast(echt kp mehr was genau) und mich dann mega gewundert…hab dann ein paar tage später auf nen post oder ähnliches gewartet in dem du erzählst, dass ihr euch getrennt habt, weil ich davon ausgegangen bin, dass bei euch schluss ist…bei dem, was du über eure beziehungen „preis“ gegeben hast, hat das einfach nicht in meinem kopf und in eure welt gepasst, dass er hinter deinem rücken girls auf lovoo anflirtet…
    und als dann länger nichts auf deinem blog kam und dann der nächste happy beziehungspost veröffentlicht wurde habe ich mehrmals überlegt dir das mit seinem lovoo account und dem recht eindeutigen angeboten via chat zu schreiben…ich habs sogar schon mal in nen kommentar gepackt aber konnte nicht auf absenden drücken…hab mir gedacht es geht mich eigentlich nix an und wie seltsam es wäre, wenn du das lesen würdest…was wär gewesen, wenn irgendein spast einfach nur bilder von ihm aus fb oder kp was kopiert hat und so halt bitches aufreißen will….
    nach dem post hier weiss ich nicht, ob ich bereuen soll, dir nicht bescheid gesagt zu haben…wir kennen uns zwar nicht aber manchmal hilft eine ganz objektive weise einem die augen zu öffnen…
    naja wollte das nur mal loswerden, hab mich nämlich irgendwie schuldig gefühlt…
    hoffe mein text ergibt halbwegs sinn..bin leider nicht so eine begnadete schreiberin wie du (:

    • Leni
      Autor
      14. März 2017 / 19:46

      Liebe Marey,
      ich habe deinen Kommentar gestern Abend gelesen, aber musste erst mal eine Nacht darüber schlafen und mir Gedanken machen, was ich darauf am besten antworte. Du bist leider Gottes nicht die erste, die mir solche Informationen weiter gibt. Aber das ist ok, denn ich bin schon lange drüber hinweg. Ich kann dich auch beruhige: du musst es nicht bereuen und du musst dich auch nicht schuldig fühlen. Dein Bauchgefühl hat dir damals gesagt, es nicht zu tun. Das ist in Ordnung und vielleicht war es auch besser so 🙂 Auch wenn wir beide uns nicht kennen finde ich es rührend, dass es dich doch so beschäftigt hat. Ich danke dir von Herzen für deine Ehrlichkeit ♥ alles liebe, Leni

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