Die Jugend von heute (die so gerne in der Vergangenheit lebt!)

Die Zeiten, in denen es ein „zuletzt online…“ oder die blauen Haken gibt, sind schon wirklich hart. Abgesehen davon, dass wir in einem absoluten Kontrollstaat leben machen wir unser Leben ebenso zu einem solchen! Wir machen uns verrückt, wenn die Nachricht gelesen wurde. Wir zerbrechen uns den Kopf, wenn nicht sofort eine Antwort kommt. „Mag er mich denn nicht so wie ich ihn mag?“ Schon mal daran gedacht, dass die Menschen ihr Leben im Real Life auch noch genießen und nicht immer am Handy hängen? (Ich sollte mich an diesen Menschen wohl mal orientieren.)
Die Inspiration zu diesem Beitrag habe ich meinem Kindergartenfreund Marcel zu verdanken. (Hallo mein Lieber, schön, dass du meinen Blog so eifrig verfolgst – ups, du hast ja eben kein WLAN…) DAS ist genau das Nächste: früher hat man Poesiealben und Diddl-Freundschaftsbücher geschrieben. Heute schreibt man sich bei Whatsapp, ist in Facebook befreundet und total abhängig vom Internet. Die Poesie bleibt hier mal sowas von auf der Strecke!
Wir vermissen die SMS-Zeiten. Da war alles noch so unbeschwert. Nein, das ist eigentlich eine Lüge, eine riesengroße Lüge! Wer kannte sie nicht: diese panischen Momente, wenn sich das Nokia 3510 bemerkbar machte und die SMS nicht angezeigt werden konnte, weil der Speicher voll war? Dieses Ringen mit sich selbst, welche SMS man denn nun lösche, damit man die neue empfangen konnte. Die Zeiten der ersten Smileys, die Zeiten von Snake 1 und 2. Hallo? Können wir diese Zeit zurück haben? Zumindest für einen Tag? Abkürzungen wie „yolo“ sind heute ein Dreck gegen das, was wir uns früher so geschickt haben. Man konnte nicht oft genug „HDGDL“, und „LYSM“ schreiben. Hinter jede geschriebene Nachricht mit ihren 140 Zeichen wurde ein „MB PLS“ gesetzt, damit der andere auch wirklich antworten würde. Es gibt vermutlich noch tausend weiter Abkürzungen unserer „Jugend“, diese habe ich aber schon längst wieder verdrängt. Als Kinder/Jugendliche haben wir unsere Freunde noch überrascht und Sturm geklingelt, hoffend, jemand würde uns die Tür öffnen. Heute piept mal kurz das Handy und auf dem Lockscreent erscheint ein „Bin da. Machst du auf, Bro?“ Tadaaa, willkommen in der Welt der Jugend, in der wir realisieren müssen, dass wir alle verloren sind!
Marcel ist gerade auf dem Weg zu McDonalds als ich diesen Beitrag verfasse und da kommt uns gleich der nächste Clou aus der Kindheit. Es war so schrecklich schön, wenn Mama was von Mäcces mitgebracht hat – wir waren die Kings und Queens, wenn wir die neuesten Spielsachen aus dem Happy Meal hatten. Erinnert ihr euch noch an die kleinen Schlüsselanhänger im Radiolook, in jeglichen Farben, die kurze Songs von Bro’Sis und Tokio Hotel abgespielt haben? Heute stopfen wir uns mit jeglichem Müll zu, spielen das McDonals Monopoly und verprassen unser Geld für Dinge, die die Welt nicht braucht. Wo ist Mutti, die hier auf einen aufpasst und das Taschengeld wöchentlich verteilt? Wo ist die Zeit, in der wir mit den letzten Pfennig in der Tasche zu Lotto-Totto gelaufen sind und uns eine Süßigkeitentüte zusammen gestellt haben. „Du kannst von allem was haben, aber der Riesenschlumpf mit der roten Mütze gehört mir und von den Colakrachern darfst du auch nur die bunten nehmen, die Braunen heb‘ ich mir bis zum Schluss auf…“
Unser Taschengeld verdienen wir uns zwischenzeitlich selbst, gehen den Pflichten des Lebens nach und bezahlen unsere Rechnungen. Dabei sind wir doch oftmals noch gar nicht bereit erwachsen zu sein. Wie oft glauben wir, schon zu den Großen zu gehören und dann hat man plötzlich Schmetterlinge im Bauch und man fühlt sich wie ein kleiner, dummer, pubertierender Teenager?

14 Kommentare

  1. 21. Juli 2015 / 20:02

    Wunderbarer Beitrag! Ich stamme auch aus der Diddlblätter und MB PLS Zeit 😀

    Liebe Grüße,
    Liz

  2. Anonym
    21. Juli 2015 / 20:04

    Hab mich köstlich amüsiert! Schreib bitte mehr sowas, Lena!

  3. Anonym
    22. Juli 2015 / 16:49

    Ich gehör zu der Generation, als das Happy Meal noch Juniortüte hieß… Waren das noch Zeiten! Wie Recht Du hast…

  4. Anonym
    22. Juli 2015 / 16:49

    Schon Sokrates soll geklagt haben: „Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die Jugend steht nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widerspricht den Eltern und tyrannisiert die Lehrer.“
    LG HDGDL Julia ;D

  5. Anonym
    22. Juli 2015 / 16:49

    Also ich verstehe nicht, warum eine SMS besser oder persönlicher ist als eine Whats-App Nachricht.
    Auch stimme ich dir nicht wirkliche zu, dass die Jugend ihr Geld gedankenlos rauswirft und sich das Beste nicht mehr bist zum Schluss aufhebt.
    Ich denke sie sind gerade Hormonbomben und handeln oft unüberlegt und dumm. Aber nur weil sie ihre Jugend anders gestalten als früher, als der Computer noch ein Abenteuer war ( und nich einfach ein normaler Gegenstand wie das Telefon oder der Fernseher) und an Smartphones garnicht zu denken war, glaube ich, dass sie aus ihren Fehlen lernen werden und zu veranwortungsvollen Erwachsenen weden und Rechnungen bezahlen.
    Ich stimme dir zu, wir denken oft wir gehören schon zu den Große und verhalten uns doch manchmal wieder wie Teenager. Aber das ist doch Erwachsenwerde hinfalle, aufstehen und schlauer weitermachen.

  6. 22. Juli 2015 / 16:51

    Persönlicher hat keiner gesagt! Ich wollte auch eher damit sagen, dass es früher nicht kontrolliert werden konnte, ob SMSen angekommen sind oder nicht. So eine SMS ging ja gerne mal verloren. Noch dazu kommt, dass wir uns immer wild machen wenn eine Nachricht zwar gelesen, aber nicht beantwortet wurde, verstehst du? 🙂
    Man darf natürlich nicht alle über einen Kamm scheren…

  7. 22. Juli 2015 / 16:52

    Du bringst es auf den Punkt! LG und HDAGDL 😉

  8. 22. Juli 2015 / 16:52

    Oh Gott jaaaa, das hatte ich schon wieder ganz vergessen. Alles wird eingedeutscht :>

  9. 22. Juli 2015 / 16:53

    Freut mich, dass er dir gefällt 🙂 mein Diddlordner mit sämtlichen Zeug müsste auch noch irgendwo rumfliegen. Mit dem könnte ich jemanden erschlagen 😀

  10. 23. Juli 2015 / 12:55

    Liebe Leni,

    ich freue mich wirklich sehr, dass du wieder häufiger bloggst.
    Du hast zwar wirklich eine ganz schöne Veränderung hingelegt, aber ich bin nach wie vor von deinem Blog begeistert 🙂
    Das Thema beschäftigt mich auch in letzter Zeit immer häufiger. Leider kann ich deinen Worten nur zustimmen. Die guten alten Zeiten hätte ich einfach liebend gerne wieder zurück. Kein Kind wird heute noch verstehen, wie es ist draußen im Dreck zu spielen und ohne Handy und SMS einfach dort zu sein, wo man den Treffpunkt vor einer Woche ausgemacht hat!

    Allerliebste Grüße und nur das Beste für dich!
    deine Helena <3
    http://letsmakeanewtomorrow.blogspot.de

  11. Anonym
    24. Juli 2015 / 16:52

    Liebe Leni,

    während ich mir die Rechtfertigung über deinen Wunsch zurück in die Kindheit zu fliehen, weil dir das „Erwachsenenleben“ anscheinend zu viel Angst bereitet, durchlas, erweckte dies in mir das starke Bedürfnis deiner Dichotomie zu widersprechen.

    Deutschland ist ein Kontrollstaat? Es mag sein, dass es Videokameras auf öffentlichen Plätzen gibt, dass wir ein ausgebautes und funktionierendes Polizeisystem haben und dass bei Verdacht und Gefahr im Verzug ein Lauschangriff gerechtfertigt ist, aber ich sehe daran nichts grundlegend schlechtes. Der Staat hat eben gewisse Schutzpflichten die er gegenüber seinen Bürgern erfüllen muss. Unter Umständen zieht es dich eines Tages nach Nordkorea, dann kannst du deine Einstellung gegenüber Deutschland als Kontrollstaat noch einmal überdenken.

    Auch ist es mir nur schwer begreiflich, weshalb du dich so sehr auf die Kindheit beziehst. Für mich ist es selbstverständlich, dass man sich mit 22 nicht mehr in ein Poesialbum schreibt oder Diddl-Blätter tauscht. Im Kindergarten hat man das vielleicht gemacht, aber spätestens mit 16 hat man doch andere Interessen.

    Auch deine kontradiktorischen Ausführungen zu der „SMS-Zeit“ kann ich nicht ganz nachvollziehen. Erst beschwerst du dich darüber, dass man sich Gedanken macht, warum der andere nicht antwortet, aber gleichzeitig ist es ein Zeichen von Melancholie, sich daran zu erinnern wie man mit sich selbst „geringt“ hat, welche SMS man doch löschen könne um eine andere zu empfangen?

    Unvereinbar ist auch die Tatsache, dass du HDGDL als Abkürzung als legitim erachtest, YOLO jedoch verurteilst?

    Und weshalb sind wir alle „verloren“ nur weil wir nicht mehr an der Haustüre klingeln, sondern stattdessen das Handy für uns klingeln lassen?

    Und warum ist es früher so „schrecklich schön, wenn Mama was von Mäcces mitbrachte“ wir uns heute aber mit „Müll zustopfen“? Die Inhaltsstoffe eines Burgers haben sich innerhalb der letzten zehn Jahre nicht sonderlich radikalisiert.

    Und es ist nur traurig für dich und deine Auffassung von Liebe und Verliebtsein, wenn Schmetterlinge im Bauch nur in den eines „kleinen, dummen, pubertierenden Teenagers“ gehören.

    Die Welt und das Leben untersteht einem stetigen Wandel. Es wäre doch paradox, wenn wir uns die Zeit mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln genau so verbringen würden wie vor 100 Jahren. Ich persönlich begrüße den Fortschritt der Technik und unterstütze jegliche Art der Forschung.

    Und ich finde es etwas befremdlich, dass sich ein Mensch, der sich selbst als erwachsen und reif genug hält um die Jugend von heute zu diffamieren, so sehr in die Vergangenheit flüchtet, weil er eben doch nicht so weit ist um für sich selbst und sein Leben Verantwortung zu übernehmen.

    Mit besten Grüßen

  12. Anonym
    24. Juli 2015 / 16:56

    Ich glaube da hat jemand den Text nicht so ganz verstanden… Da hast du da wieder, die Leute machen sich zu viele Gedanken 😉 ich glaube die Liebe Lena möchte uns mit dem Text (genau so wie mit dem über Tinder etc) einfach auf ihre Art sagen, dass sich einiges verändert hat und die Jugend von heute oder gar ihre Kinder nie mehr dieses Leben haben werden, was sie mal hatte. Die Technik hat sich entwickelt, Kinder haben heute andere Interessen als früher. So ist zumindest meine Auffassung auf den Text bezogen…

  13. 25. Juli 2015 / 9:23

    Hallo ihr beiden, ich lass das jetzt einfach mal so stehen und sage nur so viel: der letzte Kommentar bringt es auf den Punkt und nun ja, ich kann beruhigt behaupten, dass ich mein Leben einwandfrei auf die Reihe kriege und mich nirgendwo hin flüchte! Wenn jemand meine Beitrag nicht versteht, einfach nochmal lesen oder weiter klicken 😉

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