Generation Tinder, Duckface & Selfiestick

Das „Duckface“ erschien zum Ersten Mal in den 40/50er Jahren auf Fotos. Damals von kurvigen Frauen in blau/weißer Marinekleidung, posierend für einen Ihrer Helden. Oder so… Jedenfalls habe ich das gelesen, ein Foto gesehen und bin trotzdem wieder zu dem Entschluss gekommen, dass diese Pose einfach nur schrecklich ist. Bei Wikipedia wird es wunderbar beschrieben: „Ein Duckface ist ein Trend vorwiegend weiblicher Nutzer, beispielsweise von Girlies, der hauptsächlich auf Profilbildern in sozialen Netzwerken praktiziert wird […].“ Wo bleibt hier die Ästhetik? Ist euch außerdem mal aufgefallen, wie die 14-jährigen im Vergleich zu damals heute rum laufen? Schon als ich so alt war habe ich mir oft gedacht, dass es so viele Mädchen gibt die frühreif sind aber heute? Heute kannst du bei einem flüchtigen Blick eine 14-jährige nicht mehr von einer 18-jährigen unterscheiden. Auch die Interessen gehen völlig außeinander. Damals wurde noch fleißig Sims „gezockt“, mit Freunden bis spät abends draußen gespielt, wo Ärger mit Mutti vorprogrammiert war weil wir grundsätzlich zu spät nach Hause gekommen sind. Wir haben noch die Natur genossen, Freunde im Reallife gehabt. Heute dreht sich alles darum wer die coolsten Klamotten hat, die besten Marken trägt, das bessere iPad hat und richtige Freunde gibt es auch nur noch selten. Ich sehe es an meiner kleinen Schwester. Uns trennen 10 Jahre und obwohl wir uns so ähnlich sind könnten wir in vielerlei Dinge nicht unterschiedlicher sein.
Früher haben wir uns noch verrenkt um super coole Fotos hinzubekommen. Wir haben Türme aus Büchern gebaut um die Kamera so zu platzieren, dass man uns einigermaßen gut sieht. Wir mussten bei Gruppenfotos rennen, damit wir in den 10 Sekunden die der Selbstauslöser her gab noch rechtzeitig im Bild stehen und dazu noch gut posieren. Ich steh total auf die Digitalisierung der Fotos. Ich finde es super, dass man Fotos machen und sie von der Speicherkarte löschen kann, wenn das Foto nichts wurde. Bei den alten Fotokisten hat man einen Platz auf dem Film verschenkt wenn das Foto wackelig oder gar schwarz war. Aber was hat es mit diesen Selfiesticks auf sich? Abgesehen davon, dass ich nichts von dem Metall im Bild halte finde ich diese wahnsinnig überteuert und einfach nicht schön. Es macht doch viel mehr Spaß sich von anderen Leuten fotografieren zu lassen als sich mit einem „Stock“ lächerlich zu machen. Klar, dass ist alles immer Ansichtssache und eine Frage des Geschmacks, aber könnte man das Geld nicht anderweitig sinnvoller investieren?
Mit einer Freundin habe ich mich vor kurzem darüber unterhalten, dass es gar nicht mehr so leicht ist „anständige Burschen“ kennen zu lernen. Egal wo wir uns heute rum treiben sind es entweder männliche Bitches, die nichts anderes im Sinn haben als ein Mädchen nach dem anderen aufzureißen, Druffis, die nur ihren Spaß haben können wenn sie sich etwas geschmissen haben oder die Anhänger der Generation „Beziehungsunfähig“ die sich nicht binden wollen/können, aus Angst sie könnten etwas verpassen, auf der Suche nach sich selbst sind oder gerade nicht den Kopf für etwas festes haben. Für was lockeres dann aber auch wieder nicht, weil das nennt man ja im neudeutschen schon wieder rumhuren. Als wir noch jung waren klingt blöd, immerhin bin ich ja noch nicht alt, aber beginnen wir den Satz trotzdem so: als wir noch jung waren lernte man die Kerle auf Geburtstagsfeiern, gemütlichen Abenden oder im Sportverein kennen. Ein Glück, dass uns das Leben und Kennenlernen von Männern heute mit nur einem Klick oder Switchen so viel leichter fällt. In Zeiten von Lovoo oder Tinder kann doch gar nichts mehr schief gehen, oder? Früher zählten wir Diddlblätter oder Pokemonkarten, heute zählen wir die Matches.
Wenn ich mir den Text nun so durchlese komme ich mir vor wie eine alte Schabracke, die ihr Leben schon gelebt hat und über die Jugend von heute schimpft. Ich bin vielleicht ein Teilzeitspießer, nicht für jeden Scheiß zu haben und überdenke manche Dinge lieber doppelt als gar nicht. Trotzdem bin ich jung, ich lebe nur einmal (oder auch: yolo) und habe Spaß am Leben – wie jeder von uns mal mehr, mal weniger. Dennoch finde ich, dass wir die heutige Zeit mal überdenken und uns überlegen sollten, wie unsere Kinder wohl mal aufwachsen. Welche Weisheiten wir ihnen aus unserem Leben mitgeben wollen und ob eine Digitalisierung des kompletten Lebens wirklich der Sinn der Sache ist.
Ich liebe Fotos in Fotoalbem, parfümierte Briefe und echte Rendevouz – dahingehend bin ich gerne altmodisch und spießig! 🙂

2 Kommentare

  1. Anonym
    1. Juli 2015 / 21:11

    Guter Beitrag! Stimme dir in vielen Punkten zu!

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